Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät hat alle Einzeldisziplinen wirtschaftswissenschaftlicher Forschung in einem Zentralseminar zusammengefaßt. Es gliedert sich in 17 Abteilungen, denen sechs Forschungsabteilungen zugeordnet sind. In der Forschung nach wie vor bestimmt durch persönliche Initiative und wissenschaftliches Interesse des einzelnen Forschers lassen sich bei aller Vielfalt der Richtungen und methodischen Ansätze vier große Forschungsfelder ausmachen: Auf dem ersten Forschungsfeld, der Volkswirtschaftlichen Forschung, arbeiten sowohl theoretisch-analytisch als auch empirisch-anwendungs-bezogen sechs Abteilungen (je zwei Abteilungen für Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik sowie je eine Abteilung für Finanzwissenschaft bzw. Finanzwissenschaft und Umweltpolitik). Hinzu kommen zwei eigens zu Forschungszwecken eingerichtete Abteilungen: die Konzentrationsforschungsabteilung und die Forschungsabteilung Sozialpolitik. Die volkswirtschaftliche Forschung (5.1) an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät hat sich in den Jahren 1993 bis 1995 besonders intensiv mit den unter 5.1.1 bis 5.1.7 zusammengestellten Forschungsvorhaben beschäftigt. Das zweite Forschungsfeld, den Forschungsbereich Quantitative Methoden, pflegen in enger Verbindung mit den volks- und betriebswirtschaftlichen Lehrstühlen die Abteilungen Statistik, Ökonometrie und Empirische Wirtschaftsforschung bzw. Statistik, Ökonometrie und Unternehmensforschung; der letzteren ist die Forschungsabteilung "Quantitative Methoden der Wirtschaftswissenschaft" angegliedert. Im Forschungsbereich Quantitative Methoden (5.2) sind im Berichtszeitraum die unter 5.2.1 und 5.2.2 genannten Projekte bearbeitet worden. Eine Abteilung (Wirtschafts- und Sozialgeschichte) engagiert sich auf dem dritten Forschungsfeld, der wirtschafts- und sozialhistorischen Forschung. Ihre Forschungsaktivitäten sind unter 5.3 aufgeführt. Auf dem vierten Forschungsfeld, der betriebswirtschaftlichen Forschung (5.4), arbeiten theoretisch-analytisch fundiert und praxisorientiert für mittelständische und größere Unternehmen acht Abteilungen (Bankwirtschaft; Absatzwirtschaft; Industriebetriebslehre; Planung und Organisation; Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung; Wirtschaftsinformatik; Betriebliche Finanzwirtschaft; Unternehmensrechnung). Drei von ihnen sind Forschungsabteilungen angegliedert (Forschungsabteilung für Bankwirtschaft, Forschungsabteilung Industriewirtschaft und Forschungsabteilung Internationales Marketing). Abteilungen und Forschungsabteilungen forschen, wie die unter 5.4.1 bis 5.4.6 aufgelisteten Projekte zeigen, sowohl über Themen der Allgemeinen als auch über solche der jeweiligen Speziellen Betriebswirtschaftslehre.

Die Forschung an der Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ist, einerlei ob sie sich in Form von Einzel- oder von Gruppenforschung vollzieht, stets auf eine enge Forschungskooperation angelegt. Diese erstreckt sich auf vier Ebenen. Erstens gibt es eine ebenso intensive wie kontinuierliche Forschungsdiskussion innerhalb der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, berühren doch viele Forschungsprobleme, an denen gearbeitet wird, mehrere wirtschaftswissenschaftliche Disziplinen. So findet nicht nur innerhalb der vier genannten Forschungsfelder, sondern auch diese übergreifend ein fruchtbarer Austausch zwischen Volks- und Betriebswirten, zwischen Statistikern und Wirtschaftshistorikern statt. Ihm dienen nicht zuletzt die Fakultätskolloquien, die seit 1995 regelmäßig stattfinden. Zweitens unterhalten die einzelnen Abteilungen der Fakultät, weil sich ihre Fragestellungen mit denen anderer wissenschaftlicher Disziplinen verschränken, produktive Forschungsbeziehungen mit anderen Fakultäten der Eberhard-Karls-Universität. Zu erwähnen sind hier zunächst die traditionell engen Verbindungen zur Juristischen Fakultät, der Schwesterfakultät. Außerdem sind in den letzten Jahren die Forschungskontakte zu jenen Fakultäten weiter verstärkt worden, die der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät durch gemeinsame Studiengänge verbunden sind. Schließlich arbeitet die Abteilung Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit jeher in der Forschung eng mit einzelnen Lehrstühlen der Geschichtswissenschaftlichen Fakultät zusammen. Drittens bestehen neben diesen inneruniversitären Forschungskontakten gute Verbindungen zu anderen Universitäten. Sie sind nicht nur das Ergebnis gemeinsamer Forschungsprojekte, sondern auch der vielfältigen Aktivitäten der Fakultätsmitglieder in den Vorständen wissenschaftlicher Vereine und Institutionen (Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft; Deutsche Statistische Gesellschaft; Deutsche Werbewissenschaftliche Gesellschaft; Historische Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz; List-Gesellschaft; Schmalenbach-Gesellschaft; Verein für Socialpolitik) sowie als Herausgeber bzw. Mitherausgeber renommierter wissenschaftlicher Zeitschriften ("Bankhistorisches Archiv", "Finanzarchiv", "Geschichte und Gesellschaft", "IAW-Mitteilungen", "Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik", "Ordo", "Statistische Hefte", "Steuer und Wirtschaft", "Werbeforschung & Praxis") und Schriftenreihen ("Angewandte Statistik und Ökonometrie", "Betriebswirtschaftliche Forschungsergebnisse", "Europa-Forschung", "Finanzwissenschaftliche Schriften", "Herausforderungen an das Management", "Historische Forschungen", "ifo Studien", "Integration Europas und Ordnung der Weltwirtschaft", "Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft", "Schriftenreihe zum Steuer-, Rechnungs- und Prüfungswesen", "Grundwissen der Ökonomik", "Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften"). Viertens kooperieren zahlreiche Abteilungen der Fakultät mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Besonders eng ist der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) verbunden, das von Professoren dieser Fakultät gegründet wurde und nach wie vor von ihnen geleitet wird. Außerdem gibt es Verbindungen zum Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München, zum Walter Eucken Institut in Freiburg oder zum Institut für bankhistorische Forschung in Frankfurt/Main. Darüber hinaus bestehen vielfältige Forschungsverbindungen zu Institutionen im Ausland (Australien, Belgien, China, Griechenland, Großbritannien, Indonesien, Italien, Japan, Niederlande, Österreich, Polen, Spanien, Türkei, Ungarn oder USA), die im einzelnen aufzuzählen den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde.

Die Forschungsfinanzierung erfolgt an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät teils aus der Grundausstatung, teils aus Drittmitteln. Auf der Basis ihrer Grundausstattung führen die Abteilungen eine breite Palette von Forschungsaktivititäten durch. Diese werden jedoch durch zwei Entwicklungen zunehmend erschwert. Auf der einen Seite verschlechtert sich die Qualität der Bibliothek des Wirtschaftswissenschaftlichen Seminars, die der Forschung als unverzichtbare Grundlage dient. Zählte die Bibliothek, wie die Altbestände belegen, früher zu den führenden Seminarbibliotheken in Deutschland, droht sie in der letzten Zeit den Anschluß zu verlieren, da die Fakultät stark expandiert hat, die Zahl publizierter Bücher gewachsen ist und ihre Preise erheblich angezogen haben. Auf der anderen Seite wird es angesichts einer steigenden Zahl an Studenten, die einen zunehmend größeren Teil der Personal- und Sachmittel beanspruchen, immer schwieriger, die für moderne wirtschaftswissenschaftliche Forschung erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen allein aus der Grundausstattung bereitzustellen. Bislang war dies nur möglich durch das große persönliche Engagement aller Forscher und ihrer Mitarbeiter, deren Leistungen ihre dienstlichen Pflichten regelmäßig überstiegen. Neben der Grundausstattung werden deshalb für die Fakultät Drittmittel immer wichtiger. Dabei kommt der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine herausragende Bedeutung zu. Sie finanziert, wie die Berichte der Abteilungen im einzelnen belegen, einen Großteil der Projekte. Drittmittel konnte die Fakultät außerdem von der Fritz Thyssen Stiftung (Eine Untersuchung über endogene Protektion: Deutsche Zollpolitik zwischen 1860 und 1910), der Europäischen Union (Economic Modelling for Policy Evaluation in the EEC: An AGE Approach) und bei der Privatwirtschaft (Führungsinformationssysteme; Natürlichsprachlicher Zugang zu betrieblichen Informationen; Projektdatenbank und Projektinformationssystems) einwerben. Ein Forschungsprojekt wird schließlich langfristig im Rahmen des Bund-Länder-Abkommens finanziert.

Die folgenden Berichte spiegeln die große thematische Breite sowie die methodische Vielfalt der Forschungsergebnisse wider, die von der Wirtschaftswissenschftlichen Fakultät in den Jahren 1993 bis 1995 erzielt worden sind. Sie zeigen, daß es den Abteilungen gelungen ist, auf allen vier Forschungsfeldern innovativ zu arbeiten, durch intensive inner-, inter- und außeruniversitäre Kooperation Synergieeffekte zu nutzen und neben der Grundausstattung in größerem Umfang Drittmittel von verschiedenen Stiftungen sowie aus der privaten Wirtschaft einzuwerben. Die zu den einzelnen Projekten genannten Publikationen sind, darauf sollte mit Nachdruck hingewiesen werden, freilich nur ein Weg, die Ergebnisse intensiver Forschung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nicht minder wichtig dürfen jene Berater- und Gutachtergremien sein, in welche die Fakultätsmitglieder ihre allgemeinen Forschungserfahrungen sowie die konkreten Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit einbringen. Das gilt um nur einige zu nennen für die Commission of the Future of the Bretton Woods Institutions (Bretton Woods Commission, Washington) den Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft, den Wissenschaftlichen Beirat bzw. die Einkommensteuer-Kommission beim Bundesministerium der Finanzen, den Beirat Umweltökonomische Gesamtrechnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, den Statistischen Beirat beim Bundesinnenministerium, die Zukunftskommission Wirtschaft 2000 des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, die Kommission Finanzverfassungsreform des Landes Baden-Württemberg, das Beratungsgremium des Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg oder den Beirat des Umweltforschungszentrums Halle-Leipzig. Ein Mitglied der Fakultät arbeitet als DFG-Fachgutachter Wirtschaftswissenschaften und gehört dem Ausschuß Lehre des Wissenschaftsrates an, ein anderer ist Kurator der Stiftung Volkswagenwerk wie der Fritz Thyssen Stiftung. So schlägt sich die erfolgreiche Forschungsarbeit, welche die Mitglieder der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im Berichtszeitraum geleistet haben, nur zu einem Teil in den nachfolgenden Berichter und den dort genannten Schlüsselpublikationen nieder. Die Gliederung dieser Forschungsberichte folgt den vier genannten Forschungsfeldern sowie der Abteilungsgliederung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.

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